Gestern lag in der Mensa ein Flugblatt aus, das von einer bevorstehenden Schlacht im Kampf gegen den allgegenwärtigen Faschismus kündete: Die Kölner Burschenschaft Germania hatte angedacht, ein Frühstück im E-Raum der Uni zu veranstalten; dies zu verhindern rief nun besagtes Flugblatt auf. Das ist sicherlich vollkommen legitim, oder? Fragt zumindest Ewald Knülle
Welch Glück, daß die allzeit wachsamen KämpferInnen gegen die kapitalistisch-faschistische Finsternis den perfiden Plan der Germania rechtzeitig aufgedeckt haben. Wären doch andernfalls Horden von Burschenschaftern – bekanntlich allesamt Erzvampire, Kannibalen und Kinderschänder – in den E-Raum eingefallen, um dort den Wanst mit Blut, Fleisch und Bier sich zu füllen und menschenverachtende, sexistische, homophobe etc. Ansichten zu verbreiten!
Zutiefst erleichtert atme ich auf, die Welt wäre zunächst gerettet. Doch halt – da fällt mir so ein komisches Buch ein, das wir mal im SW-Unterricht besprochen haben. Hätte ich nicht andauernd vor mich hingedöst, würde mir der Name sicherlich wieder einfallen. Ach ja – Das „Grundgesetz“! Ulkiger Name. Und die Kapitel heißen „Artikel“, wie eigentümlich…
Jedenfalls findet sich dort in Kapitel Artikel 3 (Gleichheit vor dem Gesetz) folgender Satz:
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. […]
Nun führen gute, edelmütige AntifaschistInnen ja immerzu die Menschenrechte im Munde. Auch die Junggrünen, auf deren Initiative das Flugblatt offenbar zurückgeht, geben sich gerne tolerantTM und grundgesetztreu. Gut, daß sie sich ausschließlich darauf konzentrieren, das von ihrer Inquisitionsbehörde mit Tabu belegte Wort aus dem zitierten Gesetzestext zu entfernen. Andernfalls nämlich könnten sie den Satz auch bis zu seinem Ende lesen: Da steht doch tatsächlich, daß niemand, also noch nicht einmal ein deutscher Burschenschafter, wegen seiner politischen Überzeugung benachteiligt werden darf. Potztausend!
Burschenschafter haben demnach – Himmel hilf – alles Recht, lustige bunte Hüte und Schärpen zu tragen, den Bierseidel zu schwingen und sich gegenseitig Furchen ins Gesicht zu hacken, ohne dafür diskriminiert zu werden. Selbst wenn sie dazu die schwarz-weiß-rote Fahne hissen und „Heil dir im Siegerkranz“ grölen sollten, dürfen sie – wie andere auch – ein Frühstück im E-Raum der Uni veranstalten, wenn ihnen das Freude macht.
Zumindest nach dem Gesetz. Aber glücklicherweise halten heldenhafte Unterdrückungs-bekämpferInnen wie die Junggrünen im Einsatz für das GuteTM sich nicht mit formaljuristischen Quisquilien auf. Neben todesmutigen Farbbeutelattacken auf die Trutzburgen der Finsternis ist vor allem das Bestreben erfolgreich, gewissermaßen am Gesetz vorbei eine Privatzensur zu etablieren, um unliebsame Personen und Meinungen der Acht anheimfallen zu lassen. Dazu dient der ungeheure linkspropagandistische Aufwand, der auf die Kooperation der Uni-Verwaltung bauen kann und gewaltige Mengen Papier verschlingt. Obwohl der hohe Zelluloseverbrauch zweifellos unzählige Regenwaldbäume das Leben kostet und viele Orang-Utan-Kinder obdachlos macht, ist der Zweck die Mittel doch wert: Nie wieder darf der Faschismus sein häßliches Haupt erheben. Erst recht nicht im E-Raum der Kölner Uni, Grundgesetz hin oder her.
Dankbar
Ewald Knülle, 20. 4. 2011
Bild: Wikimedia Commons
Ergänzung: Zu einer Innenansicht aus dem Herzen der Finsternis siehe hier.
Gelesen und gelacht, obwohl die Problematik eher weniger zum Lachen ist. Dennoch danke für die Klarstellung. Beste Grüße von einem Leipziger Burschenschafter, RZD
Hallo!
Toller Artikel — Ich konnte oft ein müdes Lächeln aufbringen, da es einfach lächerlich ist, was diese Leute so machen.
Ebenfalls muss ich Robert Zedlitz vollkommen zustimmen.
Kleine Kritik:
Bitt den Satz „Heil Dir im Siegerkranz“ ersetzen.
Das kommt aus der Kaiserhymne und unterstützt in dem Kontext Deine Aussage nicht so richtig 🙂
Mit Freundlichen Grüßen
Julian, L! Preußen Berlin
Mein lieber Kartellbruder,
das Lied „Heil dir im Siegerkranz!“ ist wohl bei den BekämpferInnen ähnlich geächtet wie das Deutschlandlied oder die deutsche Nationalhymne, vom Horst-Wessel-Lied ganz zu schweigen.
Die Verwendung passt hier jedoch ganz gut, da das Lied die ehem. Kaiserhymne ist, also mit Faschismus oder dem dritten Reich noch nicht mal was zu hat und damit die historische Ignoranz der BekämpferInnen anschaulich darstellt.
Auch wenn ich hier keine Lanze für den Monarchismus brechen möchte oder gar behaupte, selbst Monarchist zu sein.
In diesem Sinne, toller Artikel!
mit besten Grüßen
Christoph, L! Teutonia München
Lieber Herr Knülle,
ein erfrischender und lesenswerter Artikel!
Wegen der starken Nachfrage heute morgen wird das Couleurfrühstück nun jeden Mittwoch stattfinden! Die vielen Luftballons haben mir sehr gut gefallen.
Viele Grüße aus Marienburg!
Sehr schöner Artikel.
Ich freue mich zu hören, dass das Frühstück ein Erfolg war und fortgeführt wird.
Ich werde mich bemühen diesem in den nächsten Wochen beizuwohnen.
Gruß
Mirco
L! Rhenania zu Jena und Marburg
L! Teutonia Bonn
Was mir immer wieder sauer aufstösst ist, dass eben jene AntifaschistInnen eine obstruse Mixtur aus Ökofreaks und Restmüll verschiedener K-Gruppen sich erdreisten, den Mainstream der „political correctness“ definieren zu können; die jeden maroden Dritte-Welt Diktator unterstützen, wenn denn nur ein entsprechender Antiamerikanismus auf der Fahne steht. Der Werte-begriff ist diesen Leuten abhanden gekommen. Ich wünsche den Germanen, dass sie noch viele Frühstücke abhalten können, auch wenn die Uni die SalzstreuerInnen mal aus dem E-Raum entfernt, gewissermassen als gesetztes Zeichen der antifaschistischen Haltung
Kommentar Ewald Knülle:
Dazu ein Zitat:
Unsere Gesellschaft bietet somit das erstaunliche Schauspiel einer Rechten, die nicht als solche auftreten kann, ohne daß man sie des ›Faschismus‹ bezichtigt, und einer Linken sowie einer extremistischen Linken, die sich jederzeit sozialistisch, kommunistisch oder marxistisch nennen und dabei ganz fraglos behaupten kann, daß ihre Doktrinen nichts mit dem Stalinismus, noch überhaupt mit irgendeiner historisch verwirklichten Form des Sozialismus […] zu tun hätten. (Alain de Benoist, Kulturrevolution von Rechts).
Siehe auch hier zum O-Ton der Kölner Campusgrünen.
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