Ein Abschied

Nach langen internen Diskussionen verkündet die Pickelhaube hiermit ihren Abschied von der studentischen Publizistik und vom politischen Kampf. Der Grund: Der politische Gegner. Denn unser Dasein hängt von unserem Antagonisten ab, und zwar, wie wir es sehen, in zunehmend starrer Form. Wir aber wollen nicht als reine Negation bestehen. Das klingt bescheuert? Der folgende Artikel möge Klarheit verschaffen, hofft Ewald Knülle

Uni Köln, im Dezember 2011: Vom Balkon des Philosophikums verkündet Markward von Annweiler das Ende der Pickelhaube und ihres politischen Kampfes mit den Worten "Ich kenne keine Hochschulgruppen mehr, ich kenne nur noch Studenten!". Ganz links Ewald Knülle.

In der Soziologie oder generell in den Kulturwissenschaften ist es eine Binsenweisheit: Identitätsbildung wird durch Abgrenzung verstärkt bzw. erfolgt überhaupt erst durch sie. Im Klartext also: Ich bin ich, weil ich nicht bin wie andere.

Dies gilt für die individuelle Ebene und umso mehr für die kollektive. Dem Menschen ist ja der Trieb zur Gruppenbildung inhärent; um aber mit Unbekannten ein Gemeinschaftsgefühl, ein Wir-Bewusstsein zu entwickeln, bedarf es oftmals eines ‚anderen‘ – eines Feindes, wie Carl Schmitt sagen würde.

Leute, die darüber Bücher schreiben, sprechen von kontrastiver oder antagonistischer Solidarisierung. Mittels dieser produziert etwa der Feminismus eine kollektive (weibliche) Identität; er schafft über das Feindbild ‚Patriarchat‘ erst das Bewusstsein von gemeinschaftlichem ‚Wir‘ unter Frauen, die sich nie gesehen und sich bislang nie als Kollektivsubjekt empfunden haben. Also gilt: Der Antagonist schafft das Subjekt.*

Nun ist ja seit Bestehen der Pickelhaube unser Antagonist die politische Linke, genauer: Die radikale, antinationale, antirationale, antikapitalistische, mit totalitärem Gestaltungsanspruch auftretende Uni-Linke, als deren Verkörperung man den AStA-Vorsitzenden Jonas Thiele betrachten darf. Der alltägliche Brechreiz angesichts der unsäglichen Selbstgerechtigkeit dieser Hobby-Unterdrücker hat uns erst bewogen, jene grottigen Schrifterzeugnisse zu verfertigen, mit denen wir seit nunmehr über einem Jahr die Leserschaft beglücken. Kurzum: Ohne diese possierlichen Politclowns gäbe es uns erst gar nicht.

Die Pickelhaube ist also ein Paradebeispiel für antagonistische Solidarisierung. Wenn aber der Antagonist das Subjekt schafft – verfügt dann das Subjekt noch über Autonomie? Wie sehr sind Markward und ich eigentlich noch wir selbst, wenn wir uns als Gegenbild zum Hochschul-Antifantentum begreifen?

Denn Identitätsbildung über Antagonismus kann ja dem Individuum jegliche Eigenheit, jede ursprüngliche Individualität nehmen, es zwingen, allein in der Reaktion auf den Antagonisten zu bestehen. Wer sich nämlich primär über Abgrenzung definiert, verliert sein Eigenleben und besteht einzig in der Negation. Um zwecks Beispiel nochmals auf den Feminismus zurückzukommen: In einer Gesellschaft, die so wenig misogyn ist wie wohl keine andere jemals existente, muss der Feminismus auch gegen alle Realitäten ständig neue kollektivmännliche Unterdrückungsmechanismen ausmachen und bekämpfen – andernfalls verliert er seine identitätsbildende Kraft, hört auf zu bestehen. So zwingen antagonismusgezeugte Identitäten dem Individuum bestimmte Denkmuster auf und erheben den Erzfeind zum wesensbestimmenden Bezugspunkt.

Das droht auch uns. Würden etwa die hiesigen Campusgrünen sich gegen Robbenjagd in Kanada aussprechen, wäre mein erster Reflex, das sofortige Abschlachten aller dortigen Robbenbabys einzufordern.

Reflex

"Macht sie nieder!" - Reflexhaftes Handeln ist vorrational

Denn ein Blog wie dieser entfaltet eine beträchtliche Eigendynamik; jedem Blogautor wird das Phänomen bekannt sein. Das Problem aber ist: Ich habe eigentlich gar nichts gegen Robbenbabys. Kein Robbenbaby hat jemals in meiner Gegenwart gefordert, im Interesse von Demokratie und Freiheit Bahnanlagen zu sabotieren. Auch stammt meines Wissens die Auffassung, soziale Marktwirtschaft und Rechtsstaat seien Repressionsinstrumente einer ökonomisch privilegierten Ausbeuterklasse, nicht von einem Robbenbaby, sondern von Jonas Thiele.

Ich will also nicht gegen Robbenbabys argumentieren, nur weil jemand wie Jonas Thiele sie schützen möchte. Genauso sieht es Markward – der Gedanke, dass wir gewissermaßen nichts sind als Geschöpfe der universitären Spaßguerilla, ist uns unerträglich.

Außerdem wäre da der Aspekt des Anstandes gegenüber den politischen Widersachern. Unserer Geringschätzung für diese fleischgewordenen Dekadenzsymptome haben wir stets mit Genuss Ausdruck verliehen. Doch wie angemessen ist es eigentlich, sich öffentlich über andere Menschen zu belustigen? Sind wir nicht mittlerweile sogar, anstatt nur eines Gegenbildes, ein  Spiegelbild (seitenverkehrt, aber wesensgleich) unseres Antagonisten geworden, der nur gegen etwas sein kann und mit Hetzkampagnen die berufliche und soziale Existenz seiner Opfer zu vernichten sucht?

Wir wollen nicht länger maliziösen Schabernack verbreiten, denn das – so haben wir in langen Gesprächen einmütig beschlossen – gehört sich einfach nicht, insbesondere dann nicht, wenn man sich konservativ wähnt. Besser ist der Rückzug auf die Marmorklippen, von wo aus man den Untergang der Marina allerhöchstens mit distinguiertem Naserümpfen kommentiert. Natürlich ist uns die Pickelhaube mittlerweile doch sehr ans Herz gewachsen, ganz egal, wie bescheiden die Artikel im Einzelfall sein mögen. Doch wir haben einfach zunehmend das Gefühl bekommen, dass wir unser Selbst auf die reine Negation reduzieren, dass wir etwas sehr Unfeines, etwas Unwürdiges tun. Daher endet mit diesem Artikel das Projekt Pickelhaube.

Und fürderhin ist uns die Hochschullinke vollkommen gleichgültig, ganz egal, was man dort über Robbenbabys oder Kapitalismus zu sagen hat. Wir nehmen uns ein Beispiel an Joachim Fest und ertragen die Clowns.

Mit stoischer Gelassenheit: Joachim Fest beim Ertragen eines Clowns. Selbst Jonas Thiele hätte ihn nicht zum Lachen gebracht

Dank an alle Leser und Kommentatoren; Dank an Carlo und die BN; danke an die B! Germania für ihre wiederholt gewährte, herzliche Gastfreundschaft; Dank auch an Michael Klonovsky (der uns natürlich nicht kennt), diesen so erquicklichen, unaufhörlich aphorismensprudelnden Inspirationenquell. Schließlich noch ein ganz besonders herzlicher Dankesgruß an Thomas, für die Einladung nach Berlin und die Organisation eines in jeder Hinsicht gelungenen Tages.

Für die Redaktion

Ewald Knülle, 14. 12. 2011

*Vgl. Jan Assmann, Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen, München 62007, S. 133f. (hier auch das Beispiel des Feminismus. Den antifaschistischen Hobby-Inquisitoren unter unseren Lesern sei an dieser Stelle gesagt, dass Assmann in keinster Weise der politischen Rechten zuzuordnen ist, ersparen Sie sich also eventuelle Diffamierungsaktionen).

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Wichtiger Hinweis für alle Antifaschist_innen

Es hat lange gedauert, bis man auch beim politischen Gegner von uns Kenntnis nahm. Vor einigen Wochen schließlich formierte sich bei Indymedia ein antifaschistisches Pickelhauben-Jagdkommando, das mit mehr oder weniger brillanter Fahndungsmethodik den Urhebern dieses Blogs auf die Schliche zu kommen versucht. Dies wäre nicht weiter der Rede wert, wären nicht auch Unbeteiligte ins Fadenkreuz geraten. Von Ewald Knülle

Ins Fadenkreuz des Antifaschismus gerät mitunter auch der Nicht-Faschist. Genosse Sinowjew kann ein Lied davon singen

Bitte, liebe Antifaschist_innen, beachten Sie: Bei den von uns verwendeten Namen handelt es sich – wie wir von Anfang an klarstellten – um Pseudonyme. Als ich das meine wählte – ‚Ewald Knülle‘ – habe ich mich an dem Vornamen eines ehemaligen Trainers des 1. FC Köln orientiert sowie an einem umgangssprachlichen Adjektiv für den Zustand alkoholinduzierter Geistestrübheit. Mir war nicht klar, dass tatsächlich im Großraum Köln eine Person dieses Namens wohnt. Diese Person aber scheinen Sie nun als Ziel Ihrer ‚direkten Aktionen‘ ausgemacht zu haben. Ich stelle hiermit klar: Der real existierende Ewald Knülle hat mit dem Schreiber dieser Zeilen ebensowenig gemein wie der real existierende Sozialismus mit der klassenlosen Gesellschaft. Lassen Sie also um Himmels Willen diesen Mann in Frieden.

Weitere Mutmaßungen Ihrerseits gingen dahin, Markward und ich entstammten den Reihen entweder des Kölner RCDS oder aber der Burschenschaft Germania. Auch dies entspricht nicht der Wahrheit. Zunächst haben beide Gruppierungen wichtigeres zu tun als alberne Schmähblogs zu betreiben.

Außerdem wären da politische Differenzen gegenüber dem RCDS: Bereits mehrfach haben wir implizit oder explizit klargestellt, dass die derzeitige CDU unsere politischen Ansichten nicht widerspiegelt. Folglich wäre die Mitgliedschaft in einer CDU-nahen Hochschulgruppe für uns schlicht und einfach unsinnig.

Was die Germania angeht, so sollte unser Interview mit dieser Burschenschaft bzw. die darin gestellten Fragen Ihnen verdeutlichen, dass uns burschenschaftliches Leben fremd ist bzw. war. Denn weder Markward noch ich sind oder waren Mitglied einer Kölner Burschenschaft. Wenngleich ich die Vermutung wage, dass Burschenschafter generell nicht in glühender Liebe für das bundesrepublikanische Antifantentum entbrennen, ginge doch jede eventuelle Aktion des Pickelhauben-Jagdkommandos fehl, die sich gegen die Germania oder die anderen Kölner Burschenschaften richtete. Der RCDS und die hiesigen Burschenschaften haben mit der Pickelhaube nichts zu tun.

Angesichts des bei Indymedia erhobenen Vorwurfs, die Pickelhaube rufe zum Mord am politischen Gegner auf, möchte ich schließlich noch darauf hinweisen, dass unser Projekt seit jeher eine Botschaft der Liebe und des Friedens unter die Menschen tragen wollte.

Dennoch zeigt ja die Vergangenheit, dass weltanschauliche Auseinandersetzungen nicht immer gewaltfrei ablaufen. Insofern möchte ich wenigstens sicherstellen, dass keine Unbeteiligten für jene Artikel büßen müssen, die Markward und ich verbrochen haben. Um für die Zukunft alle weiteren Verwechslungen auszuschließen, werde ich an dieser Stelle, wenn doch nicht unsere Klarnamen, so aber zumindest Portraitfotos von uns beiden veröffentlichen. Auf diese Weise sollten Unschuldige vor eventuellen Übergriffen geschützt sein.

Markward von Annweiler

Ewald Knülle (Jugendbildnis)

Ewald Knülle, 17. 12. 2011

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Der Ladendieb als Wirklichkeit der sittlichen Idee

Gemeinhin gilt der Ladendieb als Verkörperung der Niedertracht, als ein wesensmäßig unzulänglicher Zeitgenosse, den es abzustrafen gilt. Doch der jüngste Gedankengang eines unserer größten lebenden Philosophen widerlegt diese Auffassung: Der Ladendieb ist keinesfalls ein liederlicher Schandbub, sondern ein gemeinnütziger Wohltäter; erst durch ihn kann die Gemeinschaft sich in höchster Form entfalten. Von unserem Aushilfsphilosophen Ewald Knülle

Der Prophet des Antihegelianismus verkündet sein Ladendieb-Theorem

Der 1. Vorsitzende des Kölner AStA, Jonas Thiele, ist den Philosophiefreunden unter uns bereits mehrfach durch geistreiche Bonmots und schneidige Aphorismen aufgefallen. Nun aber hat er sein Glanzstück abgeliefert: Gestützt auf mehrere hundert Jahre abendländischer Geistesgeschichte erbrachte er den logisch zwingenden Beweis, dass Ladendieb und Gemeinschaft nicht nur keine Antagonisten, sondern vielmehr zum Erlangen ihrer jeweils höchsten Blüte aufeinander angewiesen sind – ihr Verhältnis ist kein kontrastives, sondern ein komplementäres.

Thieles Gedankengang fußt auf seiner revolutionären Gesellschaftsphilosophie, die ihrerseits auf Leibnizscher Hochschätzung der Individualität anstatt von Hegelschem Kollektivgedanken beruht: Gewissermaßen in Umkehrung hegelianischen Geistes ist bei Thiele nicht der Staat, sondern der arbeitschaffende und für soziale Gerechtigkeit sorgende Ladendieb als Aufweis des Idealischen zu betrachten – der Ladendieb als Verwirklichung der sittlichen Idee. Nach Karl Marx ist Thiele also bereits der zweite Philosoph, der Hegel vom Kopf auf die Füße stellt.

Geballte Geistesmacht

Entscheidend dabei ist Thieles Rückgriff auf Wilhelm von Humboldt und dessen Konzept der Selbstverwirklichung des Menschen. Zur Erinnerung: Bei Humboldt stehen Individuum und Gemeinschaft in einem gleichsam symbiotischen Verhältnis zueinander, das heißt: Der einzelne verwirklicht sich immer nur als Teil des Ganzen. Dieses Ganze aber kann erst durch die Selbstverwirklichung des einzelnen bestehen, und in seinem Bestehen wiederum ermöglicht es dem einzelnen erst, sich selbst zu verwirklichen. Der einzelne kann ohne das Ganze keine Erfüllung finden und das Ganze nicht ohne den einzelnen.

Es ist nun genau dieser Gedanke, den Thiele aufgreift, wenn er den einzelnen Ladendieb als wohltätiges Agens begreift, als ein Individuum, das sich im Akt des Stehlens selbst verwirklicht, genau dadurch aber auch dem Ganzen dient, dem es via Selbstverwirklichung Arbeitsplätze und (durch Umverteilung) Massenkaufkraft garantiert. Dieses Ganze wiederum stellt über ladendiebinduzierte Massenkaufkraft Anreize zur Gründung eines Supermarktes bereit, den wiederum der Ladendieb zur Selbstverwirklichung benötigt – der Kreis schließt sich. Ladendieb und Gesellschaft können erst durch die Existenz des jeweils anderen zur vollen Blüte gelangen. In brillanter Anverwandlung eines ca. 200 Jahre alten philosophischen Gedankenganges hat Thiele die allgemeinwohldienliche Funktionsweise der kapitalistischen Gesellschaft auf den Punkt gebracht.

Die Verkündigung des Ladendieb-Theorems hat mir erneut vor Augen geführt, wie jämmerlich meine eigenen Geisteskräfte im Vergleich zu denen unseres Hochschulphilosophen wirken müssen. Leibniz, Hegel und Marx mit Humboldt zu einem Lob des Ladendiebs zu verschmelzen, überstiege meine Möglichkeiten bei weitem.

Da kann Ewald Knülle nur dumm aus der Wäsche gucken

Zeit meines Lebens werde ich wohl in nichtswürdigem Epigonentum verharren müssen. Das aber ist keine Schande, wenn ein campusgrüner Philosophenkönig wie Jonas Thiele zum intellektuellen Alexanderzug aufbricht.

Chapeau!

Ewald Knülle, 15. 12. 2011

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Pickelhaube aktuell: StuPa-Wahl für 2012 (III)

Liebe Leser_innen,

wie ihr ja wisst, finden demnächst an der Uni wieder StuPa-Wahlen statt. Viele der zur Wahl stehenden Hochschulgruppen allerdings sind den meisten Student_innen noch unbekannt, weil, wie der AStA-Vorsitzende Jonas Thiele sehr richtig festgestellt hat, die Tagesschau nicht über den universitären Wahlkampf  in der Domstadt berichtet. Wir von der Pickelhaube wollen dem Abhilfe verschaffen und bieten auf unserer Seite allen interessierten Hochschulgruppen eine Möglichkeit zur Selbstdarstellung. Bitte informiert euch gründlich und geht auf jeden Fall wählen! Die Redaktion

Heute: Liste 47: Hochschulgruppe rechtsstaatlicher Offensive (HRO)

Hinweis: Es folgt im Kontext der Kölner StuPa-Wahl 2012 eine Wahlwerbung der Hochschulgruppe „Hochschulgruppe rechtsstaatlicher Offensive“ (HRO, Zucht-und-Ordnung-Gruppe). Für den Inhalt dieser Wahlwerbung ist einzig die genannte Hochschulgruppe verantwortlich.

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Verehrte Kommilitoninnen und Kommilitonen!

Zucht und Ordnung für alle!

Schon Platon wusste: Von entscheidender Bedeutung für das Wohl eines jeden Gemeinwesens ist die Gerechtigkeit. Gerechtigkeit innerhalb eines Gemeinwesens aber kann nur dann verwirklicht werden, so Platon, wenn jeder einzelne sie bereits in sich trägt – nicht die Institutionen, sondern die Individuen machen eine Gesellschaft gerecht. Was aber ist mit der Gerechtigkeit der Individuen in unserem Gemeinwesen, in der Uni Köln?

Täglich werden wir Zeuge der abscheulichsten Verbrechen. So wird beispielsweise die Schließfachordnung fast durchgängig ignoriert; wer einen Kommilitonen darauf hinweist, dass es verboten ist, sich ein Schließfach dauerhaft zu reservieren, kommt mit dem Kommentar „Regelnazi“ noch gut davon. In den Bibliotheken werden Bücher entwendet bzw. versteckt und private Handapparate angelegt. In der Mensa zählt der Diebstahl von Besteck gewissermaßen zum guten Ton. Wer die Toiletten besucht, wird feststellen, dass Sachbeschädigung offenbar zum Kavaliersdelikt avanciert ist, die Benutzung der Klobürste hingegen nicht mehr als wertvolle Kulturtechnik des Abendlandes gehandelt wird. Dies kann für jedes Gemeinwesen nur zerstörerisch sein.

In jedem Gemeinwesen ist die Gerechtigkeit des Individuums von entscheidender Bedeutung

Schamloser Sozialdarwinismus macht sich breit – wo keinerlei Regeln mehr gelten, da ist der Stärkste, Dreisteste, Rücksichtsloseste im Recht.

Daraus kann nur eines folgen: Wir brauchen an der Uni Köln ein verbindliches Regelsystem. Denn wenn wir das Individuum wieder der Regeltreue und damit der Gerechtigkeit zuführen wollen, braucht es den Umweg der Institution: Ein kollektiv verbindliches Regelsystem, das nicht intrinsisch verankert ist, kann auf Dauer nur bestehen, wenn Regelverstöße konsequent von außen sanktioniert werden.

Ein Regelsystem kann auf Dauer nur bestehen, wenn Verstöße auch sanktioniert werden

Hier bedarf es in erster Linie einer schneidigen Blutgerichtsbarkeit: Die Abschreckungswirkung einer öffentlich ausgeführten Körperstrafe ist nicht zu unterschätzen. Doch geht es uns keineswegs primär um die Bestrafung als Strafe und Strafandrohung; vielmehr ist auf die wohltuende Wirkung der Strafe für den einzelnen und für das Ganze hinzuweisen.

Zunächst ist ja jede Strafe individualpsychologisch wertvoll: Der Vollzug bringt den Täter erst dazu, über Konsequenzen des eigenen Handelns nachzudenken. Der Bestrafte ärgert sich über sich selbst und wird in Zukunft jene Handlungen vermeiden, die zur Bestrafung führten: Er durchläuft einen Lernprozeß.

Der Vollzug einer Strafe bringt den Täter dazu, über Konsequenzen des eigenen Handelns nachzudenken: Ein Lernprozeß wird initiiert

Vor allem aber wird im öffentlichen Vollzug der Strafe jenes Wertesystem reproduziert, das der Gemeinschaft zugrundeliegt. Die anwesende Öffentlichkeit nämlich ist nicht nur passiver Rezipient, sie ist in gewissem Sinne auch aktiver Teilnehmer des Strafvollzugs: Durch ihre Anwesenheit verkörpert sie die Gemeinschaft und ihre Zustimmung und macht die Strafe in symbolischer Form erst rechtmäßig. Jeder einzelne Anwesende bekundet implizit (ggf. auch unbewusst) mit seiner Zeugenschaft, dass er den zugrundeliegenden Wertekonsens mitträgt. Die Strafe hat also immer auch eine kollektivpädagogische und ordnungsstiftende Funktion; sie bindet alle Anwesenden in eine Wertegemeinschaft ein.

Die anwesende Öffentlichkeit ist nicht nur passiver Rezipient, sie ist in gewissem Sinne auch aktiver Teilnehmer des Strafvollzugs

Würde man nun auf dem Albertus-Magnus-Platz ein Schafott errichten und dort regelmäßig Körperstrafen für Schließfachbesetzung, Klobürstennutzungsverweigerung und bibliotheksordnungswidriges Bücherhorten ausführen, wäre unserem universitären Gemeinwesen hervorragend gedient. Über diese institutionellen Bestrafungen nämlich würde in allen Studenten und Dozenten erneut ein individuelles Bewußtsein gestärkt, dass Regeln etwas menschendienliches, dass Rücksichtnahme ein hohes Gut, dass die Klobürste eine zivilisatorische Errungenschaft ist. Die Individuen würden wieder Gerechtigkeit im Herzen tragen, und somit, ganz gemäß platonischer Staatslehre, das Wohl des Gemeinwesens ermöglichen.

Ausgehend von diesen Überlegungen kann es also für eine anspruchsvolle Hochschulpolitik nur einen Weg geben: Wir brauchen keine Gemüsekiste, keine Fahrradwerkstatt, kein festival contre le racisme und ähnlichen unnötigen Firlefanz. Wir brauchen ein klares Regelsystem mit Sanktionsapparat! Wir brauchen handfeste, institutionalisierte Gerechtigkeit in Form eines Schafotts und einiger tüchtiger Henkersknechte, kurzum, wir brauchen eine rechtsstaatliche Offensive, um die Individuen wieder gerecht zu machen.

Wollt ihr Gerechtigkeit, Kommilitoninnen und Kommilitonen, dann wählt uns: Die Hochschulgruppe rechtsstaatlicher Offensive (HRO, Liste 47)!

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Hinweis: Dies war im Kontext der Kölner StuPa-Wahl 2012 eine Wahlwerbung der Hochschulgruppe „Hochschulgruppe rechtsstaatlicher Offensive“ (HRO, Zucht-und-Ordnung-Gruppe). Für den Inhalt dieser Wahlwerbung ist einzig die genannte Hochschulgruppe verantwortlich.

Für die Redaktion

Ewald Knülle, 7. 12. 2011

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Pickelhaube aktuell: StuPa-Wahl für 2012 (II)

Der von WordPress zur Verfügung gestellteten Besucherstatistik entnehmen wir mit Bestürzung, Abscheu, Wut und Trauer, dass die meisten Leser durch die Suchanfrage „Sahra Wagenknecht nackt“ auf unsere Seite gelangen. Wir wollten deshalb diesen Artikel zunächst „Sahra Wagenknecht nackt bei den Aktionstagen gegen Homophobie und Sexismus“ nennen. Weil dies nicht nur unwahr, sondern auch sexistisch wäre, haben wir davon Abstand genommen. Allzu oft wird ja in den Medien auf das gute Aussehen der Frau Wagenknecht hingewiesen, worunter sie bestimmt sehr leidet.

Die "Pickelhaube" wird meist nur wegen der erotischen Fotos von Sahra Wagenknecht (hier im Bild zusammen mit Oskar Lafontaine) angeklickt.

Um also Buße zu tun für all die „sexistische Kackscheisse“ auf unserer Seite, veröffentlichen wie hiermit den Wahlaufruf einer antisexistischen Hochschulgruppe.

Hinweis: Es folgt im Kontext der Kölner StuPa-Wahl für 2012 eine Wahlwerbung der „Anarchofeministischen Hochschulgruppe zorniger Lesben, Schwulen und Transgender“ (AFHzLST, Hochschulzürndende). Für den Inhalt dieser Wahlwerbung ist einzig die genannte Hochschulgruppe verantwortlich.

Genoss_innen! Student_innen!

Wir, die Anarchofeministische Hochschulgruppe zorniger Lesben, Schwulen und Transgender (AFHzLST, Hochschulzürndende), sehen uns in der Tradition proletarischer und sozialistischer Bewegungen. Dennoch kommen wir nicht umhin, die sogenannten „linken“ Hochschulgruppen und den gegenwärtigen AStA für seine mangelnde Berücksichtigung der genderspezifischen Problemfelder zu rügen. Die Ungleichbehandlung von Homosexuellen, Transgendern und Frauen in patriarchal-kapitalimperialistischen Gesellschaft der BRD wird von den Macho_innen im derzeitigen AStA anscheinend noch immer als „Nebenwiderspruch“ gesehen. Darum wollen wir den antisexistischen Kampf intensivieren und stellen die folgenden Forderungen:

Aufstockung des Budgets der Autonomen Referate

Das Studierendenparlament hat im Haushaltsjahr 2010/2011 dem „Autonomen Frauen und Lesben Referat“ nur 6416 Euro überwiesen, und das „Autonome Lesben und Schwulenreferat „erhielt im besagten Haushaltsjahr schlappe 6500 Euro! Soll etwa mit einem Kleckerbetrag von knapp 13000 Euro  dem allgegenwärtigen  heteronormativem Terror an der Kölner Uni begegnet werden? Wir fordern deshalb: Mit der chronischen Unterfinanzierung dieser eminent wichtigen Referate muss Schluss sein! Nur durch korrektes gender-budgeting mit ausreichender  Mittelzuweisung können „heteronormative Strukturen und Hierarchien“ nicht nur „kritisch“ hinterfragt, sondern auch aktiv bekämpft werden (1). Die beiden Referate müssen deshalb jeweils mindestens 13000 Euro erhalten.

Einrichtung eines „Autonomen Referats der Trans-, Gender-, Homo-, Multikulti-, Antirassist_innen“!

Zwei autonome Referate, die sich gegen Sexismus und  für Homo-, Bi- und Transsexuellenrechte einsetzen, sind bei weitem nicht genug. Außerdem thematisiert das „Autonome Frauen- und Lesbenreferat“ angesichts der derzeitig aktuellen Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit genderspezifische Aspekte nicht im ausreichenden Maße, wie ein Blick auf die Seite ihres Autor_innenkollektivs lehrt. Ferner wird viel zu selten darauf hingewiesen, das geschlecht* nur ein soziales Konstrukt ist. Und obwohl doch mittlerweile jeder/m klar sein müsste, dass geschlecht* nur eine kulturelle Lüge des sexistischen und homophoben BRD- Kapitalismus ist, folgen die meisten Student_innen an der Kölner Uni noch immer den Verhaltensmustern des gesellschaftlich aufoktroyierten Musters der Zweigeschlechtlichkeit!   Wir fordern deshalb die Einrichtung eines eigenen „Autonomen Referats der Trans-, Gender-, Homo-, Multikulti- und Antirassist_innen“!

Eine Frauen- und Lesbengruppe reicht bei weitem nicht aus!

Weg mit den Stehpissern!

Angeblich gehen aufgrund ihrer unterschiedlichen Anatomie  frauen* zum Urinieren in die Hocke, während männer* im Stehen urinieren.  Die Ansicht, dass beim Toilettenbesuch der „Geschlechterunterschied“ biologisch und nicht gesellschaftlich verursacht sei, zeugt jedoch von unterentwickeltem gesellschaftlichem Bewußtsein. Darum fordern wir die Installierung von Unisextoiletten ohne Pissoirs in der ganzen Universität. Denn wenn männern* gestattet wird, im Stehen zu urinieren, kultivieren sie ihre Überlegenheitsgefühle, und patriarchale Herrschafts- und Ausbeutungsstrukturen werden perpetuiert.

Geschlechtneutrale Speicherung der Student_innen in KLIPS!

Indem Student_innen im Online-Verwaltungssystem KLIPS immer noch unter *weiblich* und *männlich* gespeichert werden, legt man(n) sie auf ihre gesellschaftlich aufoktroyierte Rolle als männer* oder frauen* fest und unterwirft sie der „Zweigeschlechtlichkeit“ und Zwangsheteronormativität. Damit unterliegen sie stillschweigend dem Zwang, weiter sogenannte kinder* zu erzeugen, deren fortgesetzte, obrigkeitlich verordnete Produktion im Interesse von Rentenkasse und Arbeitsmarkt nur der Aufrechterhaltung des kapitalistischen Systems dient. Die Geschlechtsorgane der Student_innen werden somit zu Exekutivorganen der herrschenden patriarchal-kapitalistischen Ausbeuterklasse degradiert.

Geschlechtergerechtes und antinationalistisches Essen in der Mensa!

Wenn in den Speiseplänen des Kölner Studentenwerks Gerichte wie „Scharfes Zitronenhühnchen“ und „Kartoffelpuffer“ angeboten werden, so spiegelt dies die Funktion von Frauen und Mädchen als Sexobjekte in einer männlich dominierten Gesellschaft wieder. Auch bei Gerichten wie „*MSC zertifiziertes Seelachsfilet‚ Pariser Art“ und  „Zarter Tafelspitz“ sind die sexuellen Anspielungen unüberhörbar. Ferner können durch Speisen wie „Königsberger Klopse“ und „Krakauer“ unter den Student_innen nationalistische Revanchegelüste geweckt werden. Deshalb ist der Verkauf von sexistischen und nationalistischen Speisen in allen Mensen und Cafeterien an der Kölner Universität zu unterbinden.

Fleischgewordener Revanchismus: die Königsberger Klopse

Keine Korporationsverträge mit Unternehmen ohne Quotenregelung!

Das versteht sich ja wohl von selbst. Man/frau/transgender kann nicht einseits den Sexismus bekämpfen wollen, und andererseits Korporationsverträge mit Unternehmen schließen, die von reaktionären männer*-Riegen gelenkt werden.

Verbot sexistischer Werbung an der Uni!

Immer wieder präsentieren Aushänge von Unternehmen und öffentliche Institutionen Menschen mit eindeutiger geschlechtlicher Identität. So wird den Betrachter_innen eine angeblich „natürliche“ Heteronormativität vorgegaukelt. Auch die kommerzielle Werbung überschüttet uns mit sexualisierten Bildern, die zum Konsum verleiten sollen.  Wenn aber gleichförmig durchtrainierte, einem bestimmten Schema folgende Körper den Betrachter_innen dargeboten werden, wird der Mensch selbst zur Ware gemacht. Im Rahmen der Aktionstage gegen Homophobie und Sexismus dürfen allerdings auch weiterhin homoerotische Softpornos mit durchtrainierten *boys* gezeigt werden, weil dies der sexuellen Emanzipation dient.

Durchsetzung gerechter Sprache in allen Bereichen der Uni!

Die von  campus:grün erhobene  Forderung nach „konsequenter Ahndung rassistischer, antisemitischer sexistischer und homophober  Äußerungen von Dozent_innen“ reicht nicht aus. Wir fordern deshalb die Schaffung eines vom Studierendenparlament mit ausreichenden Mitteln auszustattenden autonomen Überwachungsreferats, das dafür sorgt, dass Dozent_innen, die solcher Äußerungen verdächtig sind, gegebenenfalls von der Universität entfernt werden können. Die konsequente Säuberung der Sprache von nicht-gendergerechten Begrifflichkeiten darf sich aber nicht auf die Dozent_innen beschränken. Student_innen, die z.B. vater* und mutter* statt elter sagen, sollten exmatrikuliert werden.

Einführung von Lehrstühlen für Genderstudies!

Auf der für Juni 2012 geplante Konferenz „Immer beweGENDER: Transformationen (in) der Geschlechterforschung Universität zu Köln“ soll die Gründung eines fakultätsübergreifenden Zentrums für Gender Studies angebahnt werden (2). Warum dann nicht gleich mehrere Leerstühle einrichten? Köln, das ohnehin auf eine lange Tradition in queer theory and practice zurückblickt, könnte somit zum internationalen Leuchtturm in der Geschlechterforschung werden. In der Folge würden lesbischwule Aspekte in Forschung und Lehre endlich angemessen gefördert.

Schluß mit Biologismus in der Biologie!

Auch die Naturwissenschaften müssen vom Sexismus gereinigt werden. Immer noch finden sich in der Biologie Behauptungen wie diese: Sexualität bedeute zunächst, dass zwischen zwei Lebewesen genetisches Material ausgetauscht und damit neu kombiniert werde. So seien im Laufe der Evolution auf Fortpflanzung spezialisierte Zellen, die sogenannten „Geschlechtszellen“ entstanden, die das mütterliche* beziehungsweise das väterliche* Erbgut enthielten. Durch die Vereinigung dieser Zellen würden „Nachkommen“ hervorgebracht, von denen jedes eine einzigartige Kombination von Genen beider „Eltern“ aufweise. Dazu hat aber  das Autonome Frauen- und Lesbenreferat längst zutreffend festgestellt, dass auch „sex“ gesellschaftlich „konstruiert“ ist und „auch aus biologischer Sichtweise“ „nicht von eindeutig männlichen* oder weiblichen* Körpermerkmalen gesprochen werden“ kann.

Deine Uni ist kein Platz für Sexismus! Wähle deshalb die „Anarchofeministische Hochschulgruppe zorniger Lesben, Schwulen und Transgender“ (AFHzLST, Hochschulzürndende)!

(1)   S. Genderspezifische Veranstaltungen, hg. v. der Gleichstellungsbeauftragten der Universität zu Köln, Oktober 2011, p. 3.

(2)   S. ebenda, p. 13.

Hinweis: Dies war im Kontext der Kölner StuPa-Wahl 2012 eine Wahlwerbung der Hochschulgruppe „Anarchofeministische Hochschulgruppe zorniger Lesben, Schwulen und Transgender“ (AFHzLST, Hochschulzürndende). Für den Inhalt dieser Wahlwerbung ist einzig die genannte Hochschulgruppe verantwortlich.

 Für die Redaktion

Markward von Annweiler, 1. 12. 2011.

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Ladendiebe schaffen Arbeitsplätze

Der Kölner AStA-Vorsitzende Jonas Thiele (Grüne Hochschulgruppe) hat es nicht leicht. Denn leider werden seine guten Absichten oftmals von missgünstigen Zeitgenossen fehlinterpretiert. Einige seiner jüngst veröffentlichten Thesen, u. a. „Ein Ladendieb schafft jede Menge Arbeitsplätze“, werden derzeit künstlich zum Skandal aufgebauscht: Die Kölner Hochschulgruppe Die Unabhängigen will Thiele nun zwingen, seine Thesen zu widerrufen. Von Ewald Knülle

AStA-Büro, November 2011: Die Unabhängigen wollen Jonas Thiele (linke Bildmitte, in schwarz) zwingen, seine Thesen zu widerrufen

Die Unabhängigen geben in der Anklageschrift ihrer Meinungsinquisition Jonas Thieles Thesen folgendermaßen wieder:

In einer Diskussion […] ging es darum, ob es prinzipiell möglich sei, Sozialstunden bei einem AStA abzuleisten. Jonas Thiele, 1. AStA-Vorsitzender der Uni Köln, erklärte in diesem Zusammenhang, dass dies zwar bis jetzt in Köln noch nicht praktiziert werde, aber durchaus eine Möglichkeit sei, das „repressive System“ des deutschen Rechtsstaats bei bestimmten Straftaten zu umgehen, indem man zu Sozialstunden Verurteilte Personen eine angenehme Tätigkeit im AStA biete.

Dabei denkt Thiele auch an Leute die wegen Ladendiebstahls verurteilt wurden: „Ein Ladendieb schafft jede Menge Arbeitsplätze, Wachstum und ermöglicht […] vielen anderen Menschen erst an der Gesellschaft teil zu haben.“ Weiter heißt es: „Ladendiebstahl stellt im Gegensatz zu beispielsweise unserem Steuersystem […] eine Umverteilung von oben nach unten“ dar. [Hervorhebung von mir – E. K.]

Offenbar stoßen sich die Unabhängigen an den reformatorischen Untertönen Thieles; sie meinen (siehe dazu die Anklageschrift), der campusgrüne Veganermönch sei als AStA-Vorsitzender untragbar, vermutlich, da er sich offen gegen die bestehende Glaubenslehre von Rechtsstaat und sozialer Marktwirtschaft ausspricht.

Angeklagt: Der Kölner AStA-Vorsitzende Jonas Thiele (Foto: Lucas Cranach d. Ä.)

Wir von der Pickelhaube begleiten den intellektuellen und publizistischen Werdegang Jonas Thieles schon seit geraumer Zeit und meinen sagen zu können: Der AStA-Vorsitzende strebt in der Tat eine Reformation der politisch-kulturellen Verfasstheit Deutschlands an und will mit Veganismus, Feminismus und marxistischer Befreiungstheologie neue Glaubensinhalte in die zivilreligiöse Lehre tragen. Seine Thesen aber entbehren nicht einer bestechenden Klarheit, einer philosophischen und theologischen Tiefe, die sie einfach gestrickten Zeitgenossen nicht sofort verständlich macht. Zum Glück gibt es ja uns! Wir können erklären, was hinter der These vom sozialverträglichen Ladendieb steht.

Bislang zuwenig geschätzt: Der Ladendieb hat eine wichtige Funktion. Er schafft jede Menge Arbeitsplätze, erzeugt Wachstum und sorgt für soziale Gerechtigkeit

Dazu aber braucht es einen historischen Exkurs, der unseren Lesern ausschweifend vorkommen mag. Aber, wie gesagt: Die Thesen Thieles sind von beachtlicher Gedankentiefe und nur dem intellektuell Ambitionierten verständlich. Also:

Im Jahre 1857 kam es in Indien zu schwersten Unruhen. Die Briten sprachen damals von einer „Meuterei“ der Sepoys, heutzutage neigen (insbesondere indische) Historiker eher dazu, die Geschehnisse als einen nationalen Unabhängigkeitskrieg zu deuten.

Jedenfalls gingen die Briten, sowie loyal gebliebene und verbündete Inder (u.a. die als zähe Soldaten bekannten Punjabis/Sikhs und Rajputs) und andere Hilfstruppen (Gurkhas, ebenfalls nicht als zimperlich verrufen) mitunter mit großer Härte gegen die Meuterer/Freiheitskämpfer vor. Nicht immer waren sie allzu wählerisch, was die Auswahl von Exekutionskandidaten anging. Daher ist anzunehmen, dass unter den Getöteten auch Ladendiebe waren.

In Anverwandlung einer traditionellen Entleibungsmethode der früher in Indien herrschenden Mogulfürsten begannen die Briten nun, die ihnen unerwünschten Ladendiebe vor Kanonen zu binden und artilleristisch zu entsorgen. Man darf hier mit Fug und Recht von interkulturellem Austausch bzw. von Bereicherung sprechen, denn diese Verfahrensweise war bislang im angelsächsischen Kulturraum ungebräuchlich.

1857 wussten die Briten noch, wie man Ladendiebe angemessen bestraft: Die hier abgebildeten Inder haben keine Möglichkeit mehr, das repressive System über Sozialstunden beim Kölner AStA zu umgehen

Das entscheidende ist nun: Würde man diese Methode auch hierzulande auf Ladendiebe anwenden, könnte man ja in der Tat viele Arbeitsplätze schaffen und eine Umverteilung von oben nach unten begünstigen. Es muss genau dieser (im folgenden noch zu erläuternde) Zusammenhang sein, den Thiele angesprochen hat – er will ganz offenbar Ladendiebe zum Wohle der Gemeinschaft entzweikanonieren lassen. Die Unabhängigen jedoch in ihrer Beschränktheit auf ordinärpragmatische Hochschulpolitik haben diesen philosophisch-historisch-volkswirtschaftlichen Gedankengang nicht nachvollziehen können. Wie aber stellt sich der AStA-Vorsitzende die sozial wohltuende Wirkung des Ladendiebstahls im Detail vor?

Ganz einfach. Nehmen wir ein konkretes Beispiel: Im Uni-Kiosk am Philosophikum wird ein Ladendieb bei der Entwendung eines Snickers-Riegels ertappt. Zu seiner Bestrafung nach wohlerprobt britischem Verfahren würden nun benötigt: Eine Kanone, und das heißt im Jahr 2011: eine Panzerhaubitze 2000, bedient von einem Geschützführer, einem Kraftfahrer, einem Richtschützen und zwei Munitionskanonieren. Neben den fünf Soldaten benötigte man noch einige Reinigungskräfte, um nach erfolgtem Abschuss Fahrzeug und Umgebung wieder in ansehlichen Zustand zu versetzen. Überdies darf ja der scharfe Schuss mit der Haubitze nicht etwa in der Kölner Innenstadt, sondern nur auf speziellen Schießplätzen erfolgen – es bräuchte also eigens einen solchen Schießplatz samt Funktionspersonal.

Angesichts der hohen Zahl an Ladendiebstählen könnte allein die Stadt Köln auf diese Weise mindestens drei Panzerartillerie-Bataillone, einen größeren Übungsplatz und zwei mittelständische Reinigungsunternehmen mit Arbeit versorgen! Die für viele Gemeinden wirtschaftlich so wichtigen Bundeswehr-Standorte blieben erhalten und sicherten jeweils den Wohlstand der gesamten Region. Schließlich würde der steigende Bedarf an Haubitzen-Ersatzteilen sowie der hohe Munitionsverbrauch (der die Briten schließlich andere Entleibungsverfahren nutzen ließ) unserer Rüstungsindustrie enorm zugute kommen und dort ebenfalls zahlreiche Arbeitsplätze sichern. Ladendiebe können also in der Tat Arbeitsplätze schaffen – seine Aussage hat Jonas Thiele sehr genau durchdacht.

Angeklagter: Wegen Ladendiebstahls verurteile ich sie hiermit zum Tode durch die Haubitze.

Was ist aber mit der Umverteilung von oben nach unten? Nun – die benötigten Arbeitsplätze sind ja hauptsächlich solche, die aus Steuergeldern finanziert werden: Soldaten werden vom Staat bezahlt, die Rüstungsindustrie ist hochgradig subventionsabhängig. Das Steueraufkommen aber wird traditionell zu einem guten Teil von der Minderheit der Besserverdienenden aufgebracht. Diese reichen Bonzen zahlen also Steuern, und die Profiteure sind im hier diskutierten Fall ja vorwiegend Geringverdiener (i.e., Mannschaftsdienstgrade, Reinigungskräfte und Industriearbeiter). Insofern gilt: Ladendiebe sorgen für eine Umverteilung gesellschaftlichen Wohlstands von oben nach unten. Dies stärkt Massenkaufkraft und Konsum (Geringverdiener haben eine niedrige Sparquote) und begünstigt damit die Binnenwirtschaft. Insofern hätten wir alle etwas gewonnen – wie Jonas Thiele sehr wohl weiß.

Wir also sagen: Widerrufe nicht, Jonas! Die Zukunft wird sich deiner als eines großen Denkers und Reformators erinnern. Ladendiebe schaffen Arbeitsplätze!

Ewald Knülle, 26. 11. 2011

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Pickelhaube aktuell: StuPa-Wahl für 2012 (I)

Seit jeher versteht sich die Pickelhaube als Organ von Demokratie und Pluralismus – die politische Bildung der Kölner Studierenden ist unsere Kernaufgabe. Da in Bälde die Wahlen zum Studierendenparlament (StuPa) stattfinden, haben wir uns entschlossen, jeder interessierten Kölner Hochschulgruppe kostenfrei Raum für ihre Wahlwerbung zur Verfügung zu stellen. In den kommenden Wochen werden sich verschiedenste Gruppierungen der Öffentlichkeit präsentieren. Bitte informiert euch gründlich und geht auf jeden Fall wählen! Die Redaktion

Heute: Liste 18: Akademisch-völkische Ultra-Faschisten (AUF)

Hinweis: Es folgt im Kontext der Kölner StuPa-Wahl 2012 eine Wahlwerbung der Hochschulgruppe „Akademisch-völkische Ultra-Faschisten“ (AUF, Hochschulfaschisten). Für den Inhalt dieser Wahlwerbung ist einzig die genannte Hochschulgruppe verantwortlich.

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Deutscher Student!

Mit dem feigen Mord am österreichisch-deutschen Diplomstudiengang zu Bologna nahm der Weltbildungskrieg seinen Ausgang. Im großen Völkerringen um die zukünftige berufliche Existenz standest du, deutscher Student, stets treu und tapfer an vorderster Front; in der Blutmühle von credit points und Bachelor-Modulen, in den Stahlgewittern zahlloser assessment centers, placement tests und Bewerbungsgespräche hast du schwerste Opfer bringen müssen. Und doch, trotz aller Rückschläge, gabest du das Ringen niemals auf! Wahrlich, die deutsche Studentenschaft ist im Felde unbesiegt.

Doch vor einem Jahr schickte sich der neugewählte rot-rot-grüne AStA an, der akademischen Blüte unseres Volkes den Dolch in den Rücken zu stoßen: Jonas Thiele und Katharina Sass kündigten den universitären Burgfrieden auf, verliehen rechtswidrig ihrem AStA ein allgemeinpolitisches Mandat und bereiteten von der Uni aus die Weltrevolution vor.

Der Vorstand des Kölner AStA: Jonas Thiele (links) und Katharina Sass

Mit zersetzerischer, volks- und wirtschaftsfeindlicher Agitation (Sozialismus/Radikalegalitarismus, kritische Wissenschaft, Antidiskriminierung, Bildungsstreik, etc., etc., …) schwächten sie gezielt Karriereorientierung, Konkurrenzdenken und Leistungsanspruch des deutschen Studenten. Außerdem wurde das Fraternisieren mit dem Feind gefördert (Ermutigung zum Auslandssemester) und ausländische Spionage begünstigt (Beratung für ausländische Studenten). Auf diese Weise haben die roten Schandbuben den Wehrwillen der deutschen Studentenschaft untergraben und ihr von hinten den Dolchstoß versetzt!

Sommersemester 2011: Der linke AStA versetzt dem im Existenzkampf stehenden deutschen Studenten den Dolchstoß

Aus unerfindlichen Gründen verzichtete die Oberste Universitätsleitung (OUL) unter Generalfeldmarschall Freimuth darauf, den AStA aufzulösen und die vaterlandslosen Gesellen zwecks Füsilierens vor ein faires Kriegsgericht zu stellen. Ergebnis war das Schmachdiktat von Köln: Die Zivilklausel, die der Universität jegliche Kooperation mit Militär und Rüstungsindustrie verwehren soll! Außerdem wurden unter der roten Knute die Studiengebühren abgeschafft – die Gebührenerleichterungen von heute aber sind bekanntlich die Steuern von morgen. Aus den verbliebenen Studentengeldern wurden linke Karrierenetzwerke finanziert. Dazu kommen die Reparationszahlungen an Griechenland, überdies die demnächst vielleicht bevorstehende Masseninflation samt Entwertung aller Sparvermögen, Lebensversicherungen etc. – das kann insgesamt nur eines heißen für die deutschen Studenten: Bis in die dritte Generation müsst ihr fronen!

Willst du das nicht, mache dein Kreuz bei Liste 18: AUF, bei den Hochschulfaschisten! Wenn du uns in den AStA wählst, werden wir uns der wirklich drängenden Probleme dieser Uni annehmen:

1. Das Schmachdiktat. Zerreißen wir das Schmachdiktat! Die Zivilklausel gehört umgehend abgeschafft, sämtliche pazifistischen Tendenzen sind für immerdar aus der universitären Lehre zu verbannen. Kooperationen mit der Chemiewaffenabteilung von Bayer Leverkusen und dem Langrohrkanonenprojekt von Thyssen/Krupp böten aufstrebenden Jungakademikern aus Naturwissenschaften und Maschinenbau wertvolle Praxiserfahrung in der näheren Umgebung. Für die Geistes- und Humanwissenschaftler, deren Studiengänge praxisfern und notorisch pazifismusverseucht sind, wird ein neuer Lehrstuhl eingerichtet: Die Akklamatorische Militaristik. Mit uns im AStA kannst du dich darauf freuen!

2. Lehr- und Lebensraum. Doppelte Jahrgänge und die Aussetzung des Wehrdienstes sorgen für eine enorme Überfüllung des städtischen Wohnraums und der Uni-Hörsäle. Dazu kommt u. a. der Abbau von Lehrerbildungsinstitutionen in anderen Bundesländern, der in Köln für eine ungeheure Lehrerschwemme sorgt.

Trotz Ausbau der Uni und der Studentenwohnheime bzw. Anmietung neuer Räumlichkeiten ist einfach nicht mehr genug Lehr- und Lebensraum vorhanden. Es gibt nur eine Lösung: Wir müssen den Ostraum des Campusgeländes konsequent akademisieren und germanische Wehrstudenten dort ansiedeln. Universitätsfremdes Proletentum wird ins Sauerland umgesiedelt – auf diese Weise werden wir die Kölner Studententumsgrenze stetig weiter nach Osten verschieben können. Die Ostmark wird so zur Zuchtstätte kerndeutscher Ostlandakademiker, und das Lehr- und Lebensraumproblem ist beseitigt. Mit uns im AStA kann dieser Traum Wahrheit werden!

3. Orientierungslosigkeit. Gender Mainstreaming und Antidiskriminierung sind mittlerweile täglicher Bestandteil der Feindpropaganda. Glaubensfeste Sozialisten bevölkern die Hochschulgruppen von links bis grün. Im Ergebnis hat jahrelange zersetzerische Agitation viele bis dato unumstößlich geltende Grundüberzeugungen erschüttert: Chauvinismus, rücksichtsloses Karrieredenken, gesunder Hass auf den Erbfeind und eine solide Dosis Antisemitismus – die Basis jeder geistigen Gesundheit – gehören heute einfach nicht mehr zur wertemäßigen Grundausstattung des deutschen Studenten. Die entstandene Leere füllt einzig eine postmoderne Existenzkrise. Dieser fatalen Entwicklung gilt es entgegenzutreten – wir sorgen für ein festes Wertefundament! So weiß auch in Zukunft ein jeder, wo er hingehört.

Männer → Front

Frauen → Herd

Schurken → Schafott

Franzosen → Atlantik

Mit uns im AStA geht die Uni einer glorreichen Zukunft entgegen! Wähle auch du die akademisch-völkischen Ultra-Faschisten (AUF, Liste 18)! AUF in den AStA!

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Hinweis: Dies war im Kontext der Kölner StuPa-Wahl 2012 eine Wahlwerbung der Hochschulgruppe „Akademisch-völkische Ultra-Faschisten“ (AUF, Hochschulfaschisten). Für den Inhalt dieser Wahlwerbung ist einzig die genannte Hochschulgruppe verantwortlich.

Für die Redaktion

Ewald Knülle, 26. 11. 2012

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Occupy AStA!

Genoss_innen! Es ist soweit: Der Kölner AStA hat sich endgültig als Büttel des Monopolkapitals offenbart. Wie Genosse Markward bereits berichtete, hat der 1. Vorsitzende Jonas Thiele gefordert, alle German_innen vom Antlitz der Universität zu tilgen. Das ist unverhohlener Rassismus gegen eine ethnisch-kulturelle Minderheit und kann, ja muss als Kriegserklärung an alle progressiv-emanzipatorischen und revolutionären Kräfte aufgefasst werden. Die Antwort kann nur lauten: Occupy AStA! Ein gemeinschaftlicher Aufruf von Antifa AK und Antiimperialistischer Aktionsfront Köln, bereitgestellt durch den Schriftführer des Revolutionskommittees, Gen. Ewald Knülle

Assimilation ist bekanntlich ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Dennoch: Von assimilationsunwilligen Minderheiten will der Kölner AStA die Uni nun säubern

Worum geht es hier? Ganz einfach: Der AStA, offenbar vollständig vom Kapital unterwandert, beabsichtigt eine ethnische Säuberung. Entfernt werden sollen die Kölner German_innen. Diese sind ihrerseits Teil der Volksgruppe der Burschenschaften, i. e. eine randständige, sozial unangepasste Ethnie mit eigenem Liedgut, mit eigentümlichen, alten Traditionen und fremdartiger Kleidung. Ganz ähnlich wie etwa Sinti und Roma in Rumänien und Bulgarien sind hierzulande die Burschenschaften, in Köln eben die German_innen, aufgrund ihrer vermeintlichen „Andersartigkeit“ massiven Repressionen ausgesetzt. Kein Wunder – dem neoliberalen Interesse an gleichgeschalteten, unterwürfigen Arbeitnehmer_innen haben sie sich immerzu entgegengestemmt.

Die Ursprünge der German_innen reichen in die Frühe Europas zurück. Im Zuge der indogermanischen Einwanderung gelangten sie als Migrant_innen in diese Gefilde und formten autonome Arbeiter_innen- und Bä(a)uer_innenkollektive, also zumeist kleine, selbstversorgende Gemeinschaften aus verstreut liegenden Bio-Bauernhöfen – autark und ohne jede repressive Staatsmacht. Weder unterhielten sie eine Polizei, noch betrieben sie Währungsspekulation oder investierten in Hedgefonds, noch bauten sie unterirdische Großbahnhöfe oder errichteten Atomkraftwerke.

Doch waren die German_innen und die anderen indogermanischen Migrant_innen große Kulturbereicher_innen. Die vor-indogermanische Kultur bereicherten sie jedenfalls derart, dass von ihr letztendlich nur winzige Reste in einzelnen Ecken Europas blieben, wie etwa die baskische Sprache.

Frühe German_innen beim interkulturellen Dialog. Diese Menschen mit ihrer vielfältigen Kultur, ihrer Herzlichkeit und ihrer Lebensfreude waren eine Bereicherung für alle Vor-Indoeuropäer

Wann immer aber die German_innen versuchten, das südlich ihres Siedlungsgebietes sich bildende militaristische römische Imperium kulturell zu bereichern, begegnete man ihnen mit brutalster Gewalt. So mussten es die Kimber_innen, Teuton_innen und Ambron_innen erleben, die gegen Ende des 2. Jahrhunderts v. u. Z. vor dem Klimawandel nach Süden flohen und von wohlstandschauvinistischen Römer_innen mit dem Schwert an der Einreise gehindert wurden: Im Vergleich dazu ist Frontex ein Kinderladen. Frauen, Transgender, Intersexuelle und Männer fanden gleichermaßen den Tod.

Später dehnte der protokapitalistische Sklavenhalterstaat aus dem Süden vermittels einer kolonialistischen Eroberungs- und Besiedlungspolitik seinen Einflussbereich bis an Rhein und Donau aus. Dort errichtete mensch einen reaktionärfaschistischen Schutzwall – ähnlich dem der heutigen jüdisch-zionistischen Imperialist_innen – um das Ausbeutungsmonopol der Bergbau-, Wein- und Olivenölkonzerne abzusichern. Einzige Möglichkeit für die German_innen, diesen Schutzwall zu überwinden, blieb lange Zeit der Schulterschluß mit der Ausbeuter_innenklasse: Für militaristische Expansionsgelüste etwa ließen sich viele German_innen als Söldner_innen missbrauchen. Die rüstungstechnologische, wirtschaftliche und militärtaktische Überlegenheit der Römer_innen stellte dabei sicher, dass bis in die Spätantike jeder antiimperialistische Abwehrkampf germanischer Freiheitskämpfer_innen scheitern musste.

Dennoch haben sich viele der ihren im revolutionären Untergrund verdient gemacht, so etwa Arminius, der Cherusker_innenfürst, mit seiner Waldguerilla. Jedermensch kennt ihn und seine Verdienste. Sollten seine Nachkommen, die heutigen German_innen, nun duch AStA-Beschluss aus dem Uni-Leben entfernt werden? Sollte ein Bourgeoisie-Abkömmling wie Jonas Thiele eine ethnische Säuberung an Menschen mit indogermanischem Migrationshintergrund initiieren dürfen? Wir von Antifa AK und Aktionsfront sagen: Niemals!

Wie immer, wenn wir von der progressiven Linken politisch tätig werden, wird es zahlreiche trendige Partyprotestveranstaltungen geben. Demgemäß rufen wir hiermit die Occupy AStA-Bewegung ins Leben. Kommt alle zur großen Auftaktveranstaltung morgen um 12:00 auf dem Albertus-Magnus-Platz! Mit kreativen Aktionen wollen wir gegen ethnische Säuberungen demonstrieren, abends ziehen wir dann zum German_innenhaus am Gustav-Heinemann-Ufer und bilden eine Solidaritäts-Lichterkette. Kommenden Freitag (25. 11.) schließlich findet unser Fasten gegen Völkermord statt (Albertus-Magnus-Platz, 15:00), zudem zeitgleich und am selben Ort das Grillen gegen Genozid (mit CO2-armer Kohle und fair gehandeltem, veganem Grillgut –  Bionade bitte selbst mitbringen). Im Anschluss (ca. 18:00) wird das AStA-Büro besetzt.

Kein Fußbreit den Faschist_innen! Occupy AStA!

gez. Antifa AK/Antiimperialistische Aktionsfront

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Die geheime Offenbarung des Markward

Wir ruhen als träge Faulpelze auf weichen Kissen unter klimaneutralen Heizpilzen, hoffen auf die fortdauernde Kreditwürdigkeit der BRD, führen banale Debatten und achten uns fern vom bösen Tag. Doch hört die schrecklichen Worte der Offenbarung, welche die alte Germania selbst  ihrem Knecht Markward gegeben hat, auf dass er den Lesern seines Blogs künde, was in Bälde geschehen wird. Denn die Zeit ist nahe.

Was die Insel Patmos für den Seher Johannes war, ist für Markward das Wäldchen bei der Kölner Bismarck-Säule.

Ich Markward, euer Bruder und Gefährte in der Drangsal der unheiligen Herrschaft des Kölner AStA, weilte an jenem Ort, der da „Am Gustav-Heinemann-Ufer“ heißt. Sinnend verharrte ich am Denkmal des Reichsgründers. Da hörte ich hinter mir eine mächtige Stimme, die sprach: „Was du schaust, schreibe in deinen Blog und sende es den sieben Lesern der Pickelhaube.“ Da drehte ich mich um und siehe, ein junge Frau stand im Grase. In ihrer rechten Hand hielt sie ein zweischneidiges Schwert, ihr Angesicht aber war mild und hehr. Dann verwandelte sie sich und nahm an die Gestalt einer weißhaarigen Greisin, die sich auf eine metallene Gehhilfe stützte. Aber noch immer ein prangte ein schwarzer Adler auf ihrem wallenden Gewand. Und ich erschrak ob dieser wundersamen Erscheinung.  Sie aber wandte mir ihr vom Antifantenspeichel widerglänzendes Antlitz zu und redete also: „Markward, warum fürchtest du dich? Ich bin es, die Verkörperung deines Volkes. Siehe, ich will dir zeigen, was bald geschehen muss.“ Und ich hörte von oben eine Stimme rufen: „Er kann es“ und siehe, ich sah ein rotes Pferd und der darauf saß hielt eine große Peitsche. Und ihm ward alle Macht gegeben, hinwegzunehmen die selbstbestimmte Zukunft des deutschen Volkes. Ich hörte ihn sprechen: „Natürlich müssen die Deutschen zahlen: Erhöhung des Spitzensteuersatzes auf 49 %, Einführung der Vermögenssteuer, und Eurobonds für einen Zinssatz von 4 %.“ Das Pferd aber trug am Halse eine Plakette aus Messing, darauf stand ein rätselhafte Zahl, ein schreckliches Geheimnis. Wer aber Weisheit hat, entschlüssele die Zahl des Reiters. Und seine Zahl ist 8055100.

Die dunklen Andeutungen in der geheimen Offenbarung des Markward sind für exegetische Laien oft nur schwer verständlich.

Danach hatte ich ein weiteres Gesicht. „Ja Amen“, sprach die Germania, „ich nahm alle in mich auf, vom Taurus bis zum Atlas, von den Klippen Kamtschatkas bis zu den Katarakten des Nils, vom Euphrat und vom Orontes, die Leute des Landes Gedrosien, die von Turania und die von Libya.“ Und die Völker strömten herbei, in ihr zu wohnen, dennoch aber verödeten ihre Dörfer. Und obwohl sie alle aufnahm, hassten sie sie, spien ihr ins Angesicht und zehrten von ihrem Fleische.

Und siehe, ich sah einen titanisches Wesen emporsteigen aus dem Abgrund, das hatte viele Köpfe mit vielen Mäulern, die den Bewohnern des Landes unablässig Heilsbotschaften und Weltweisheiten verkündeten. So bringt es sie dahin, dass sie den Gesetzen der Herrscher dieses Äons folgen. Es ist dies aber der Dämon der Sozialtechnologie. Er offerierte mir ein aufgeschlagenes Büchlein, darin stand geschrieben: „Ersetzung der Ehrenkompanie der Bundeswehr durch Abordnungen von Menschen, die für die neuen gesellschaftlichen Verhältnissen in der BRD bzw. MSR (Mitteleuropäische Soziale Republik) bzw. Land Nr. 4 im Vereinten Europa repräsentativ sind.“ „Iss dies bitte auf“ sagte der Dämon. „Ich antwortete: „Ich möchte das Büchlein nicht aufessen, denn es enthält schwer verdauliches Neusprech-Gefasel.“  Doch der Dämon würgte mich, steckte mir das Büchlein in den Mund und zwang  mich also, es herunterzuschlucken.

SoSe 2011: Das dämonische Wesen der Sozialtechnologie offenbart sich am Aachener Weiher.

 

Und ich ward entrückt in das Berlin der Zukunft, das da heißt Stadt 17 im Vereinten Europa. Ich sah: Die Bundeskanzlerin und der Bundeskanzler empfingen den Herrscher des Landes Kusch. Doch nicht Soldaten waren angetreten zu Ehren des Staatsgastes. Es standen da Abordnungen der Bewohner des Landes, der Großen und der Kleinen, des Zentralrates der Musliminnen und Muslime, des muslimischen Rates, der Rentnerinnen und Rentner, der Ostrentnerinnen und Ostrentner, der Gewerkschaften, der Hartz IV-Empfängerinnen und Empfänger, der Männer, die von Lust zu anderen Männern entbrannt waren, und der Frauen, die andere Frauen begehrten, und so fort. Da sprach ich zu dem Dämon und fragte also: „Was hat es hiermit auf sich?“ Er antwortete: „Dies sind Abordnungen eines bunten, vielfältigen und total entspannten Deutschland, das sich selbst nicht so wichtig nimmt, für das es aber trotzdem Dinge gibt, die für die Menschen hier echt total wichtig sind.“

Und die versammelten Bewohner des Landes sangen ein neues Lied, das, wie mir der Dämon offenbarte, gemäß Beschluß des Bundestags dazu bestimmt ist, die alte Nationalhymne zu ersetzen. Es heißt: „Piep, piep, wir haben uns alle lieb“. Die anderen Vorschläge mit den Titeln „Wir wollen es auch nicht wieder tun“, „Wir entschuldigen uns, dass wir existieren“ und „Wir zahlen, bis wir umfallen“ waren nämlich abgelehnt worden. Ich aber erbrach das Büchlein. Da ergriff mich der Dämon und versetzte mich in eine noch fernere Zukunft.

Die geplante Abschaffung Deutschlands läßt viele Menschen nachdenklich werden.

Und siehe, ich sah, eine Schulklasse besuchte ein naturhistorisches Museum. Nach Figuren von Mammut, wollhaarigem Nashorn und Neandertaler erblickten sie endlich den Deutschen, ein über dem Bauche spannendes Hawaiihemd tragend, mit Sandalen in Strümpfen an den Füßen, ein Strohhut auf dem Kopf, den rechten Zeigefinger hoch erhoben, eine Bildzeitung unter die Achsel geklemmt, die in kapitalen Lettern verkündete: „Die Pleitegriechen wollen unser Geld.“ Unter der Figur war ein belehrendes Schild, darauf stand geschrieben: „Homo Germanicus Querulans †.“  Die Lehrerin der Gemeinschaftsschule sprach zu den Schülern in irgendeiner Sprache: „Diese Spezies war früher in unserer sozialen Republik Mitteleuropa beheimatet.“  Die Schüler aber machen sich darüber lustig.

Markward von Annweiler, 14. 11. 2011

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Aktionstage für Sexismus und Homophobie

Unter dem Motto Gesellschaft.Macht.Geschlecht finden an der Uni Köln derzeit die alljährlich mit großem Aufwand betriebenen Aktionstage gegen Sexismus und Homophobie statt. Ziel ist die Dekonstruktion sämtlicher Geschlechter(rollen)(bilder). Zeit auch für uns, herrschende Denkmuster und dominante Diskurse einmal kritisch zu hinterfragen. Von unserer Gender-LGBT-Korrespondent_in Ewald Knülle

Uni Köln, im November 2011: Auf dem Albertus-Magnus-Platz finden Kundgebungen gegen Sexismus und Homophobie statt

Durch zahllose Flugblätter und Plakate, dazu Infowände und eine sechsseitige (16-21) Sonderbeilage im aktuellen AStA-Nachdruck ist sichergestellt, dass auch wirklich kein auch noch so verschlafener Student dieses vorweihnachtliche Fest der Liebe übersehen kann. Die Aktionstage scheinen prinzipiell folgendem taktischem Ansatz verpflichtet: Unterhaltung – etwa im Rahmen des LesBiSchwulen Filmabends oder der Rosa Fete – wird gekoppelt mit Entrüstung über Homophobie (deren Realexistenz man mit aus dem Ausland importierten Beispielen belegen muss) und mit Information in Form von Vorträgen zu Themen wie Gender Diversity in der Lehre, Queer Studies für Anfänger oder Regenbogenfamilien. Reichlich Partyspaß und die Vermittlung theoriegebundener, weltanschaulicher Aspekte gehen hier also Hand in Hand mit dem guten Zweck – sicherlich ein Erfolgsrezept, wenn man ein breites Publikum für die politische Linke gewinnen und für mitunter recht abstrakte Gedankenarchitektur interessieren möchte.

Selbst ein derart geistestrüber Haufen wie die Redaktion der Pickelhaube hat anhand des bereitgestellten Informationsmaterials von den Aktionstagen mittlerweile Kenntnis genommen. Und – es wirkt! Wir jedenfalls sind nunmehr in der Lage, unsere altbackenen Vorstellungen von Homosexualität, Geschlecht und Geschlechterrollen kritisch zu hinterfragen (=als verfehlt abzulehnen).

So waren wir bislang der Auffassung, dass Sexualität Privatsache sei und weder Staat noch Gesellschaft, sondern nur die jeweils unmittelbar daran Beteiligten etwas angehe; dass die sexuelle Identität lediglich eines unter vielen Merkmalen bilde, die den Menschen ausmachen; dass Geschlechterrollen zwar immer auch soziale Konstruktionen seien, aber auf biologischen Gegebenheiten aufbauten; ferner, dass ein Schwuler ein Angehöriger des männlichen Geschlechts sei, der sexuelles Interesse an anderen Angehörigen des männlichen Geschlechts habe und daher sich wohl kaum für eine radikalfeministisch inspirierte Demontage des männlichen Geschlechts begeistern ließe.

Mit solch ewiggestrigem Gedankenabraum ist zum Glück jetzt Schluss. Die Aktionstage haben uns eines Besseren belehrt: Sexualität ist keineswegs Privatangelegenheit, ist mitnichten nur eine unter jenen vielen Eigenschaften, die den Charakter formen – nein, sie ist zentraler, allesbestimmender Identitätsbestandteil, den es gleich einer Monstranz vor sich herzutragen gilt. Ein Schwuler ist keineswegs zunächst ein Mann wie andere Männer auch, sondern jemand, der die männliche Geschlechterrolle grundheraus ablehnt, die Interessen von lesbischen Frauen bzw. Feministinnen vertritt und der politischen Linken zugehört.

Schwule, wie dieser Herr aus Bayern, lehnen traditionelle Männlichkeitskonzepte ab, haben ideologische Maximen des Feminismus verinnerlicht und gehören der politischen Linken an

Zweifelsfrei ist der gesellschaftlichen Anerkennung von Schwulen, Lesben und Transsexuellen mit den Aktionstagen ein wertvoller Dienst erwiesen. Wir von der Pickelhaube gratulieren herzlichst und wünschen weiterhin viel Erfolg. Da wir aber seit jeher für bunte Vielfalt und diversity in der studentischen Publizistik eintreten, möchten wir auch unkonventionellen Meinungen ein Forum bieten. Wir kündigen daher eine eigene Vortrags- und Partyveranstaltung an, die

Aktionstage für Sexismus und Homophobie

Was haben schwule Börsenhaie mit der europäischen Finanz- und Schuldenkrise zu tun?

Waren es etwa Heterosexuelle, die Krebs und Parkinson in die Welt gebracht haben?

Ist es Zufall, dass japanische Lesbenverbände ab dem Frühjahr 2011 keine Veranstaltungen in der Gegend um Fukushima mehr abgehalten haben?

Erfahren Sie mehr – bei den Aktionstagen für Sexismus und Homophobie!

Es ist uns eine besondere Ehre, als ersten Referenten Dr. Martin Ssempa ankündigen zu dürfen. Dr. Ssempa ist anerkannter Fachmann für homosexuelle Sexualpraktiken und hat durch einen wissenschaftlichen Vortrag bereits weltweite Berühmtheit in der scientific community erlangt. Auf wiederholte Nachfrage der Pickelhaube erklärte er sich bereit, diesen Vortrag auch an der Kölner Uni zu halten. Wir freuen uns!

Ewald ‚Poo Poo‘ Knülle, 11. 11. 2011

Bilder: flickr.com; wikimedia commons/Bundesarchiv (Ernst Röhm); Video: youtube

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